15.10.2019

Tessiner Marroni – das grosse Comeback

Heisse Marroni gehören einfach zum Herbst, insbesondere im Tessin. Nachdem die Ernte noch vor wenigen Jahren fast zum Erliegen kam, werden nun wieder Kastanien gesammelt und unter dem Label Hochstamm Suisse bei Coop angeboten.

Mehr als die Hälfte des Tessins ist von Wald bedeckt und in vielen Mischwälder vor allem im Mittel- und Südtessin dominieren die Edelkastanienbäume. Die Kastanie galt im Südkanton über Jahrhunderte hinweg als Grundnahrungsmittel und landete noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts täglich als Mahlzeit auf dem Teller.

Kastanien wurden gekocht oder auf dem Feuer gebraten, denn im Winter stand vielen Familien nichts anderes zur Verfügung. Um sie über einen längeren Zeitraum haltbar zu machen oder Mehl herzustellen, wurden die Früchte in kleinen zweistöckigen Steinhütten – den sogenannten «grà» – getrocknet. Heute hat die Kastanie ihre dominante Rolle als «Brot der Armen» längst verloren, erlebt aber einen Wiederaufschwung.1,2

Desaster für die Marroni-Ernte

Marroni-Ernte

Im Tessin brach die Kastanienernte 2010 wegen der via Italien eingeschleppten Gallwespe enorm ein. Dieser Schädling legt seine Eier in die Kastanienknospe, worin die Larven schlüpfen und überwintern.

Im Frühling werden die Larven aktiv und stimulieren die Kastanienbäume dazu, Wucherungen – sogenannte Gallen – zu bilden, in denen sich die Larven verpuppen. Die Bäume werden durch diese Gallen verunstaltet und geschwächt.

Die rasche Verbreitung der Gallenwespe führte zu rekordtiefen Ernten im Tessin. Für die Kastanien-Verarbeiter ein Desaster.

Hoffnung für Kastanienhaine

Eine Entspannung zeichnete sich erst ab, als die Schlupfwespe als weiterer Einwanderer mit ins Spiel kam. In den Nachbarländern ausgesetzt, kam die Schlupfwespe als natürlicher Feind der Gallenwespe in die Schweiz. So erholte sich die Ernte in den Folgejahren schrittweise wieder. 2017 konnte erstmals wieder eine namhafte Menge an Edelkastanien gesammelt werden.

Durch die Aufnahme von Produkten mit Schweizer Kastanien hilft Coop mit, das zusammengebrochene traditionelle Kastanien-System im Tessin wieder aufzubauen. Durch die Nachfrage nach Schweizer Marroni besteht zudem ein Anreiz, grosse Flächen ehemaliger Kastanienselven wieder zu renaturieren. Damit leistet Coop einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz und zur Biodiversität.

Das Comeback der Tessiner Marroni

In der Zwischenzeit hat sich ein ökologisches Gleichgewicht eingestellt und es konnten wieder normale Mengen verzeichnet werden. Die Tessiner Kastanien werden unter dem Label Hochstamm Suisse gesammelt und weiter verarbeitet.

Diese Hochstamm-Kastanien sind jetzt im Herbst wieder bei uns im Sortiment zu finden und werden auch als Tafelnüsse, Vermicelles-Masse oder Vermicelles in Backwaren verwendet. Das grosse Comeback der Tessiner Marroni ist damit also gelungen.  

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